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Erschließungsbau am Theresienturm eingeweiht - Teil gelebter Erinnerungskultur
Mit der Einweihung des Erschließungsbaus für den Theresienturms wurde eines der größten Projekte der Heilbronner Bürgerstiftung in den letzten Jahren abgeschlossen. Freunde und Förderer der Stiftung, Sponsoren, am Bau Beteiligte sowie Vertreter der Gremien der Stiftung, darunter Stiftungsratsvorsitzender und Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel, nahmen an der Eröffnung des Bauwerkes teil, das nach 1951 erstmals wieder den Zugang in den Turm ermöglicht. Dadurch gewinnt der geschichtsträchtige Theresienturm als Mahnmal für Heilbronn eine verstärkte Bedeutung. Zur Realisierung hatte die Stiftung zu einer Spendenaktion aufgerufen, die die notwendige Summe von rund 260.000 Euro zur Finanzierung erbrachte. Wer künftig den Turm besuchen möchte, kann dies nach Anmeldung bei der Heilbronn Marketing, die den Turm mit ihren Stadtführern betreut. Für Heilbronner Schulen übernimmt die Bürgerstiftung die Kosten.
Karl Schäuble, Vorstandsvorsitzender der Heilbronner Bürgerstiftung, dankte in seinen Begrüßungsworten für die großartige finanzielle Unterstützung Heilbronner Familien und Unternehmen sowie des engagierten Einsatzes städtischer Ämter. Der Erschließungsbau, aber auch weitere Maßnahmen, wie die Gestaltung eines Vorplatzes oder das Abrücken des Trafogebäudes durch die ZEAG, würden den Theresienturm jetzt zu einem würdigen Mahnmal machen. Ein Ort, der Schicksale spüren lasse und ein Mahnmal, das künftige Generationen an diese Schicksale erinnern und zu Gedanken anregen solle, solche Ereignisse nie mehr geschehen zu lassen. Besonders für die Jugend soll der Turm als Mahnmal mit erklärenden Führungen erschlossen werden und damit zu einer gelebten Erinnerungskultur beitragen.
In seiner Rede erinnerte Schäuble auch an die bereits drei Jahre zurückliegenden Anfänge der Überlegungen zur Erschließung, gemeinsam mit dem Heilbronner Stadtarchiv, sowie die gute Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Ämtern und Personen in der Planungs-, wie Realisierungsphase.
Der Turm sei ein steinerner Zeitzeuge, der zentrale Elemente der jüngeren Heilbronner Geschichte wie in einem Brennpunkt vereine, betonte Oberbürgermeister Mergel: Benannt nach dem Fliegergeneral Walther Wever, der unter Hitler diente, ein Schutzbunker, der viele Menschen vor dem Tode bewahrte, nach Ende des Krieges zeitweilig ein sogenanntes „Bunker-Hotel“ für ausgebombte Heilbronner und Flüchtlinge, die in Folge des Krieges ihre Heimat verloren hatten. Und weiter: „Später dann hieß er dank der großen Reklamelettern, die an ihm angebracht wurden, nur noch „MAN-Turm“. Seine Funktion und Geschichte wurden vergessen, manchmal vielleicht auch verdrängt“.
Er sei froh, so Oberbürgermeister Mergel, dass wir nun die Möglichkeit hätten, dieses beklemmende Bauwerk wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen können. In diesem Turm werde Heilbronner Geschichte auf besondere Weise sichtbar. Die dicken Mauern des Turms, die Gänge, die Schlafräume setzten eine Erzählung in Gang, deren Kraft sich so schnell niemand entziehen könne. Erzählt werde davon, was Krieg bedeute – ohne Blitz und Theaterdonner – sondern leise und dafür umso eindringlicher. Der Theresienturm werde so zum Mahnmal dafür, dass es lohne, sich für Frieden und Toleranz einzusetzen. Der Turm sei jetzt Teil unserer Erinnerungskultur und er sei sich sicher, dass seine Botschaft auch unsere Jugend erreichen kann.
Sein Dank ging an die Heilbronner Bürgerstiftung, denn dass der Turm nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde, haben man in erster Linie dem Engagement der Heilbronner Bürgerstiftung zu verdanken. Einmal mehr habe die Stiftung ein für die Stadt bedeutsames Projekt auf den Weg gebracht. Die Entwürfe des Erschließungsbaus stammen von Joos Keller Architekturbüro, die Projektleitung lag beim Hochbauamt der Stadt Heilbronn, beratend war das Stadtarchiv Heilbronn engagiert bei diesem Projekt vertreten.
Die Erschließung des Theresienturms zeigt sich als klarer geometrischer Körper. Sie steht als schlanke Form abgerückt vom Turm. So bleibt der denkmalgeschützte Hochbunker in seinem Äußeren unberührt - bekommt aber eine ebenso markante Erweiterung. Das neue Gebäude ist zirka 16 m lang und 2 m breit und als Stahlkonstruktion erstellt. Die robuste – aber auch mit dem historischen Turm korrespondierende - äußere Hülle bilden Cortenstahl-Bleche.
In direkter Nähe des Zugangs zum Erschließungsbauwerk erzählen mit Informationen besetzte Cortenstahl-Stehlen von der Geschichte des Theresienturms und bilden den idealen Treffpunkt für Führungen. Neu gestaltet wurde auch das direkte Umfeld des Theresienturmes. Diese Maßnahmen, durchgeführt unter der Federführung des Grünflächenamtes, finanzierte die Stadt Heilbronn.
Der knapp 29 m hohe, zehngeschossige Turm, der bis 2016 „General-Wever-Turm“ hieß, wurde ein Jahr nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs an der Theresienwiese als Luftverteidigungsturm fertiggestellt. Die Mannschaftsräume im Inneren waren für eine Besatzung von knapp 250 Mann ausgelegt. Als die Luftangriffe auf Heilbronn im Dezember 1944 zunahmen, wurde der Turm für die Allgemeinheit geöffnet. Bis zu 1000 Menschen konnten hier Zuflucht finden, auch beim großen Angriff am 4. Dezember 1944. Die Menschen campierten in diesen Wochen auf der Schneckenrampe. Viele Anwohner verließen den Turm nur, um etwas zu Essen zu holen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bot der Turm Schlafstellen für viele Menschen auf der Durchreise, auf der Flucht, ohne Obdach. Tausende waren unterwegs – entlassene Soldaten, ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, Wohnungslose, Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten.
April 2019